A new adventure

„Du hast da drin aber definitiv keine Badewanne.“ – „Dann fahren wir eben ans Meer.“ 

So oder so ähnlich begann unser neues Abenteuer und der Anfang dieser Geschichte. Aber fangen wir doch von vorn an.

Es war ein Sonntag. Einer der ersten Frühlingstage, der uns einen Spaziergang ohne Jacke möglich machte. Wir entschieden uns, mit unserem Hund „Fredo“ einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Natürlich durfte auch seine heiß geliebte orangefarbene Frisbee-Scheibe nicht fehlen. Der Tag ging aus wie die meisten dieser Art. Wir waren müder als unser Hund und entschieden uns für ein entspannendes Bad vor dem darauffolgenden Arbeitstag. Wir redeten wenig und genossen die Ruhe vor einer anstrengenden Woche. Als sich die Tür zum Schlafzimmer öffnete, lag Sandro mit dem Handy im Bett und strahlte über das ganze Gesicht. „Was hältst du von dem hier?“, fragte er und reichte mir sein Handy. Zu sehen war kein Van. Es war ein schwarzer LKW.

Sandro erklärte mir mehr über den LKW mit Wohnkoffer bestückt. Der Wohnkoffer war bereits komplett ausgebaut und ausgestattet mit einem Bett, einer Küchenzeile, einem Esstisch und jeder Menge Stauraum. Wir schauten uns an und wussten beide, dass es sich hier nicht nur um ein Fahrzeug handelt. Es war ein Lebensgefühl, das in uns erwachte- bedingungslose Freiheit. Die Entscheidung für ein Leben im LKW, wenn wir verreisen, stand so schnell und überraschend fest wie der Fund dieses außergewöhnlichen Fahrzeugs. Für Sandro war es wohl schon länger ein Ziel, doch für mich war es absolutes Neuland. Aber mal der Reihe nach.

Nachdem wir alle bürokratischen Anliegen erledigen konnten, verabredeten wir uns mit dem Verkäufer zur Besichtigung. Es handelte sich um einen kleinen Ort an der Grenze zu Luxemburg. Sechs Stunden Fahrt lagen vor uns und es war mitten in der Woche. Doch die Vorfreude und die Befürchtung, ein anderer Käufer würde uns zuvorkommen, überwogen und wir traten noch in der gleichen Woche die Reise nach Rheinland-Pfalz an. Die Fahrt erschien uns kürzer als gedacht. Wie kurz sechs Stunden mit guter Musik und passendem Deeptalk sein können.. schon erstaunlich.

Im Grenzgebiet angekommen sahen wir “Kurt” schon von Weitem. Wir parkten und liefen zum Gartentor. Dort wurden wir freundlichst vom Verkäufer und seinen beiden Schäferhunden empfangen.

Nach einem kurzen Kennenlernen war der entscheidende Moment gekommen. Wir durften das Gefährt von innen sehen. Ein Blick ins Führerhaus machte mir deutlich, dass es sich um eine andere Dimension an Fahrzeug handelte. Das Lenkrad ist riesig, der Schaltweg länger, die Aussicht größer. Innen zierte ein Olivgrün die Türen, welche die militärische Geschichte des Fahrzeugs noch durchblicken ließ. Das ehemals dänische Militärfahrzeug verzeichnet einen verhältnismäßig geringen Kilometerstand und ist in einem mehr als guten Zustand. Die Überführung nach Deutschland lag damals in den Händen der Steel Buddies. Was das ganze tatsächlich noch etwas cooler wirken ließ :D.

Den Charme, welchen ein 32 Jahre alter LKW mit sich bringt, konnte mit dem Wohnkoffer nur noch weiter, beeindrucken. Das Dachfenster direkt über dem Bett ist bis heute unser persönliches Highlight, wenn wir im LKW schlafen. Nach einer umfangreichen Besichtigung erwachte in uns bereits die Kreativität, wie wir den LKW nach unseren Wünsche noch weiter perfektionieren können. Doch die Probefahrt wartete noch auf uns. Wir fuhren durch die angrenzende Ortschaft Prüm und vorbei an umliegenden Wäldern. Das Fahrgefühl war von der ersten Sekunde an einmalig und mit nichts zu vergleichen. Das Schaukeln und der Geräuschpegel waren ungewohnt und gleichzeitig schnell vertraut. Für uns stand schnell fest, dass wir mit diesem Fahrzeug der Verwirklichung unseres angestrebten Lebensgefühls einen riesigen Schritt näher kommen würden. Offenbar war uns unsere Leidenschaft für den alten MAN anzusehen, denn wir konnten uns gegen andere potentielle Käufer durchsetzen und durften nach einem langen Aufenthalt und einem leckeren Abendessen mit dem nun ehemaligen Besitzer des Fahrzeugs, endlich die Autoschlüssel entgegen nehmen.

Wir schauten uns den LKW an und wie es das ungeschriebene Gesetz unter stolzen Fahrzeugbesitzern so möchte, durfte auch ein passender Name nicht fehlen. Unser im Vorfeld gewählter Name „Kurt“ passte nur zu gut zu diesem alten Herren und wir traten glücklich mit „Kurt“ und unserem alten Golf den Heimweg an.

Gegen 02:00 Uhr nachts fuhren wir auf den nächstgelegenen Rastplatz. Wir waren beide sehr müde von der langen Fahrt und entschieden uns gegen die Durchfahrt nach Hause und für unsere erste Nacht im LKW. Gemeinsam öffneten wir unser erstes Bier am Tisch. Natürlich aus Kurts Heimatlandkreis Bitburg. Doch die Müdigkeit war größer als der Durst auf Bier. Und so blieb es bei einem Anstoßen auf uns und unser neues Abenteuer und wir fielen müde ins Bett. Über uns die Sterne und um uns ein leichtes Schaukeln des Winds. Der Blick auf den freien Himmel ließ uns davon träumen, wohin uns die nächsten Reisen führen werden und was uns erwartet. Aber eins steht fest- für uns bleibt der Weg das Ziel.


Instagram Story Highlight: Kurt


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